Vorgeschichte

Vorgeschichte (auf der Grundlage von „Liebes altes Meckelfeld“, Lisa Heßmer, 1980)

Vor 130.000 Jahren prägte die Saale-Eiszeit Eiszeit das Urstromtal der Elbe, vor rund 10.000 Jahren endete die Weichsel-Eiszeit. Es sammelten sich Schmelzwasser im Elbe-Urstromtal, sie erweiterten es auf eine Breite von 8 – 12 km , schnitten sich 20 bis 30 m tief in den Grund ein und bildeten die Ur-Elbe.

Mit dem Abschmelzen der Gletscher stieg der Meeresspiegel auf die heutige Höhe. Die mitgeführten Sande lagerten sich über Jahrtausende im gesamten Urstromtal der Elbe ab und bildeten die Elbmarschen.

Mit dem Abklingen der letzten Vereisung – vor etwa 5.000 Jahren – wurde das Schmelzwasser allmählich weniger, und die Stärke der Strömung ließ langsam nach. Im Wechselspiel der nun einsetzenden Ebbe und Flut kamen die vom Schmelzwasserstrom mitgeführten Sande und Kiese zur Ablagerung und füllten das tiefausgespülte Elbtal in tausenden von Jahren wieder auf. Zeugen dieses Geschehens sind noch heute die Kiesgruben (Baggerseen) in der Glüsinger und Neuländer Feldmark. Es sind z.B. der See im großen Moor, der Junkernfeldsee, der Steller See und der See im Maschener Moor. Hier wurden die damals dort abgelagerten Schmelzwasser-Sande und Kiese aus einer Tiefe von bis zu 20 -30 m mit Hilfe mächtiger Saugbagger wieder herausgebaggert. Dabei kamen hin und wieder Knochen von Tieren, wie Mammut, Nashorn und Altelefant, ans Tageslicht, die vor mehreren tausend Jahren hier gelebt haben. Von dem einstmals 8 – 12 km breiten Schmelzwasserstrom ist unsere heutige Elbe zurückgeblieben, die bei Over eine Breite von nur etwa 300 Metern hat.

Nach der Wiederauffüllung des Elbtales verwandelte sich das ganze Gebiet nach und nach in ein großes Sumpfgebiet. Kein Deich schützte die Niederungen, wenn die Elbe bei Hochwasser über ihre Ufer trat. Das Wasser suchte sich beliebig seinen Weg und versickerte an den niedrig gelegenen Stellen nur langsam. Das führte zur Bildung von ausgedehnten Mooren und Sümpfen und förderte den typischen Bewuchs von Erlen, Moorbirken und verschiedenem Gestrüpp. Im Laufe der Jahrtausende entwickelte sich das ganze Gebiet zu einer wahren „Wildnis“, die kaum ein Mensch betreten konnte. Diese Wildnis erstreckte sich zumindest im Elbtal zwischen dem heutigen Winsen/Luhe  und Harburg.

Die Marschbildung endete 1200 n.Chr.. Auch noch vor 800 – 900 Jahren war das ganze Gebiet zwischen Elbe und Seeve ein großes Sumpfgebiet und eine kaum zugängliche Wildnis. Ein kleiner Rest ist heute das leider trockengefallene „Wilde Moor“ am Grünen Damm, östlich des Sees im großen Moor. Überall kann man bei uns, wenn man tiefer gräbt, auf Torf mit eingeschlossenen Pflanzenteilen treffen, die Zeugen aus dieser Zeit sind.

In Stromnähe dagegen kam es zur Ablagerung von Klei- und Marschboden, was für die spätere Besiedlung von ausschlaggebender Bedeutung war. Auf diese Weise entstand in vielen Jahrhunderten die heutige Elbmarsch, die zuerst besiedelt wurde.

Erst nach Abholzung und Rodung des wilden Erlenbruch- und Auenwaldes konnte mit der Kultivierung des Bodens und der allmählichen Besiedlung begonnen werden. Alle unsere heutigen Ländereien einschließlich der Wiesen und Weiden entstanden also nach mühsamer Abholzung und Rodung des in tausenden von Jahren gewachsenen Urwaldes.

Welche Mühe das mit den primitiven Mitteln von damals gemacht hat, läßt sich heute kaum noch ermessen. Ein alter Spruch zeugt davon:

 „Den eesten sin Dot, den tweiten sin Not, den drütten sin Brot“

(der ersten Generation der „Siedler“ den Tod, der zweiten Generation die Not und der dritten Generation erst das Brot).

Als erste siedelte in der Eisenzeit (700 v. Chr. bis 950 n Chr.) in unserer Gegend der germanische Stamm der Langobarden. Näheres zur weiteren geschichtlichen Entwicklung Meckelfelds ist im Buch „Liebes altes Meckelfeld“ von Frau Lisa Heßmer nachzulesen.

Mit der Eindeichung dieses Sumpfgebietes und der Wildnis wurde erst im 13. Jahrhundert durch die Harburger Herzöge begonnen. Es dürfte jedoch viele Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte gedauert haben, bis das ganze Gebiet auch nur notdürftig eingedeicht war. Zwischendurch gab es immer wieder Überflutungen. Durch Sturmfluten wurden bereits fertiggestellte Deiche wieder zerstört. Nach der Eindeichung mußten breite Gräben (Wettern) angelegt werden, um das Gebiet zu entwässern. Sturmfluten können auch in unserer heutigen, hochtechnisierten Welt gefährlich werden. So erinnere ich an die Fluten von 1962, 1976 und 1981 mit ihren immer höher steigenden Wasserständen.

1450 gehörten zum „Ambt Horborch“ unter anderem Glüsingen und Meckelfeld, vom Moor war noch nicht die Rede.

Über die Moore bei Meckelfeld ist bei Lisa Heßmer einiges nachzulesen. Über dem grünen Moor am Fuße des Meckelfelder Hanges breitete sich im 14. Jahrhundert noch eine sumpfige Wildnis aus. Wie im Höpen fanden die flüchtenden Meckelfelder auch hier in Kriegszeiten mit Vieh und Habe auf geheimen Trampelpfaden Unterschlupf. Darum hieß der Weg ins Moor auch „Redder“ (Retter in der Not). Weit laufen brauchte man in alter Zeit nicht, um sich zu retten. Mattenmoor – das man sich als erlendurchsetztes Schilfdickicht vorstellen muß – grenzte direkt an die Geest. Eine alte Flurbezeichnung vor Mattenmoor heißt: „Am alten Redder“. Die heutige Straße in Meckelfeld „Am Anger“ hieß vor der Gründung der Gemeinde Seevetal „Redder“.

Der Sumpf über dem heutigen Friesenwerdermoor war wohl kaum zu gänglich, voller Gefahren und von Geheimnissen umwittert. Der Sage nach hatten sich dort im 14. Jahrhundert mehrere Räuber ein Nest eingerichtet. Sie trieben ihr arges Unwesen in der Umgebung und verunsicherten die Menschen. In ihrem sicheren Schlupfwinkel waren sie nicht zu fangen, da der Zugang durch den Morast nur ihnen bekannt blieb. Schließlich raubten sie in einer Sommernacht sogar das schöne 16-jährige Töchterchen des damaligen Harburger Kanzlers, der seinen Dienstsitz auf der Domäne „Canzlershof“ hatte. Gewaltsam ins Moor entführt, konnte es für das junge Mädchen lange keine Hilfe geben. Erst als ein harter Winter die überflutete Moordecke mit einer starken Eisdecke ausrüstete, konnten bewaffnete Reiter aus Lüneburg und Harburg das verteidigte Räubernest umzingeln, die Räuber festnehmen und das Mädchen befreien. Der Schlupfwinkel wurde von Grund auf zerstört und die Räuber im Höpen auf dem Räuberberg erhängt.

Im flachen Moor (im Verlauf des heutigen Seevekanals, der um etwa 1530 herum gebaut wurde) floß früher der Mühlenbach (von Hittfeld und Karoxbostel kommend) der Elbe zu. Da sich der Mensch das Moor von der Geest aus nutzbar machte, haben sich die alten Meckelfelder wohl auch schon früh in den geestnahen Bereich von Mattenmoor bis Appenstedt – der sich zum Mühlenbach hin entwässern ließ – vorgearbeitet, um Torf zu ste- chen, vor allen Dingen aber, um dem Erlenbruch Meter um Meter seines Bodens abzuringen. Nach zähem Kampf von Generationen entstanden darauf erst Grünflächen. Sie boten keinen Schutz vor räuberischem Gesindel. Und so führte der spätere „Redder“ (in den 70er Jahren in „Am Anger“ umbenannt) tiefer in den Erlenbruch. Noch in napoleanischer Zeit flüchteten die Meckelfelder mit Vieh und Habe auf diesem Redder zu Verwandten ins Friesenwerdermoor, das damals noch von den Franzosen gemieden wurde.

1567 wurde das „Mohr“ zum ersten Mal im Harburger Amtslagerbuch erwähnt. Es bildeten sich zunächst die kleinen Ansiedlungen Mohr und Friesenwerder. Aus den „Statistischen Nachrichten“ von 1839 läßt sich ermitteln, daß sich daraus Groß Moor, Klein Moor, Gut Moor und Friesenwerder Moor gebildet hatten.

Im Dreißigjährigen Krieg waren etliche Landstriche entvölkert. Wilhelm Beckedorf, geb. 1892, (der „alte Onkel Willi“) teilte mit, daß ihm sein Großvater erzählt hatte, daß früher nachts Wölfe scheuerlich heulten in der nebligen Mooreinsamkeit. Im Winter drangen sie sogar – von Hunger geplagt – am hellichten Tag bis zum „Riegeschen Hoff“, heute Flügges Hof, Friesenweg 1, vor. Ständig mußte die untere Klappe der Grootdör geschlossen bleiben.

Zum Amt Haarburg waren 1678 Dörfer hinzugekommen, die z.T. erst später aus Vorwerkenentstanden (wie Hörsten), auf kultiviertem Moorboden gegründet wurden und daher 1450 noch nicht erfaßt waren. Zu ihnen zählte Mohr = Moor. Friesenwerdermoor wurde erst 1755 genannt.

Das Schwergewicht seiner Arbeit legte der 2. Harburger Herzog, Otto II (1549-1603) auf die Verstärkung der Elb- und Seevedeiche und auf die Kultivierung der Moore. Bei Übernahme des Fürstentums Harburg durch seinen Vater war (nach Angaben des Fürstlichen Hauses Harburg von 1721) „der Friesenwerder, Neuland und Hörsten ein Morast“.

Dieser Morast östlich von Meckelfeld war seit eh und jeh Allmende (Allgemeingut) mehrerer Dörfer der Vogtei Höpen. Er lieferte – nach festgelegten Nutzungsrechten – Land zum Roden, Torf, Busch, Holz und Reet.

Otto II ließ sein gesamtes Moorgelände durch Rodung des Erlenbruchwaldes und Aushebung eines Grabensystems nutzbar machen und mit provisorischen Zufahrten ausrüsten. Die Gräben und Wettern entzogen dem Sumpf das überschüssige Wasser und leiteten es durch Siele im Deich in die Elbe. 1721 wird vom Fürstlichen Haus Harburg berichtet, daß Otto II die Verhältnisse im Moor „hartnäckig und zielbewußt planmäßig verbesserte“. Zudem entstand um 1581 in Hörsten ein bäuerliches Gut zur Versorgung des Harburger Schlosses, ein Vorwerk.

Friesenwerdermoor gehörte zum Amt Haarburg. Zum Amt Haarburg selbst folgender Ausschnitt aus dem 1858 erschienenen Buch „Beschreibungen der Städte, Aemter und adelichen Gerichte im Fürstenthum Lüneburg“, zusammengetragen von Herrn Manecke, Zöllner zu Lüneburg. Erschienen ist das Buch in der Capaun-Karlowa’schen Buchhandlung in Celle, Reprint Verlag Harro v. Hirschheydt, Hannover-Döhren.

Zitat aus dem vorgenannten Buche:

„Das Amt Haarburg liegt größtentheils diesseits, zum geringen Theil aber jenseits der Elbe. Jener Theil, darin das Stadt Hamburgsche Dorf Moorburg liegt, wird von dem Amte Winsen an der Luhe, dem Verdenschen Amte Rotenburg, dem Bremenschen Amte Zeven, dem Lüneburgischen Amte Moisburg, der 3. Meile des Altenlandes im Herzogthum Bremen und von dem Elbstrom umschlossen.

    Der Theil jenseits der Elbe aber stößt an das Gebiet der Städte Altona und Hamburg, an das Lüneburgsche Amt Wilhelmsburg und an die Vierlande, die den Reichsstädten Lübeck und Hamburg gemeinschaftlich gehören.

                              2.

Die Länge des Amts beträgt 5 und die Breite 4 Meilen.

                              3.

Die Elbe, welche nach Verlassung der diesseitigen Gefilde des Amts Winsen, an die, dieses Amtes einhergeht, trennt sich vor dem Moorwerder, eine Elbinsel, welche der Stadt Hamburg gehört und dieser Seits Bullenhausen, jener Seits aber Ochsenwerder gegenüber liegt, in die Süder- und Norder-Elbe. Jene fließt am diesseitigen Theile und zwar an den Feldmarken der Dörfer in den Vogteien Over- und Neuland, auch an denen von Haarburg, Lauenbruch und Moorbruch einher, nimmt im Amte die kleinen Gewässer die Seve und die Loize auf und geht durch den sogenannten Reiherstieg und Köhlbrand nach der Norder-Elbe zurück. …

   Die eigentliche Seeve entspringt im Wintermoor in der Vogtei Tostedt, macht von ihrer Entstehung bis unterhalb Wuhlenburg, wo sie in die Elbe geht und auf solchem Lauf diesseits, den Lindhorster Mühlenbach einen Ausfluß von Fischteichen aufnimmt, die Grenze der Ämter Haarburg und Winsen, der Arm aber, der aus dieser Seeve oberhalb der Pulvermühle bei Meckelfeld abgeleitet worden ist , fließt nach Haarburg zu, nimmt nahe vor Haarburg den Wilstorfermühlenbach, der oberhalb Wilstorf zu Tage fließt, in Haarburg selbst aber den von den Eisendorf herunterkommenden Bach, der die Loh- Graupen- und Walkmühle vor Haarburg treibt auf, treibt nach solch ansehnlicher Verstärkung die ansehnliche Kornmühle in Haarburg und geht diesemnach unter dem Namen der Sevenkanal in die Elbe.“

Hiermit sind die großen Gewässer historisch dargestellt, die die Moorer in ihrer Nähe haben. Nun zur Bodenbeschaffenheit und dem Anbau:

“                            4.

 Der Grund und Boden besteht aus Marsch und Geest. Das Marschland ist theils eingedeicht (Binnenland) theils uneingedeicht (Buten- d.i. Außenland) fast durchgehends fruchtbar, und wird größtentheils zu Wiesen und Weiden, ein geringer Theil aber zum Acker gebraucht, welcher Weitzen, Rocken, Gerste, Hafer, Bohnen und Erbsen trägt. …

                              5.

Eingetheilt wird das Amt in die 10 Vogteien Finkenwerder, Lauenbruch, Kirchwerder, Over, Neuland, Höpen, Hittfeld, Jesteburg und Tostedt. Sie enthalten 7 Elbinseln, 1 Stadt, 90 Dörfer und 12 einständige Höfe worin sich 1807 pflichtige und 106 freie, in allem 1913 Hausstellen befinden.

                              12.

Die Vogtei Höpen enthält 1 Stadt, 1 Vorstadt, 21 Dörfer und 4 einständige Höfe, worin sich 830 pflichtige und 51 freie Hausstellen befinden. Sie sind:

b.  aus dem Kirchspiel Sinstorf

34. Meckelfeld, worin 35 pflichtige Hausstellen, 1 Schulhaus und eine Pulvermühle, die von der Seve getrieben wird. Sie ist ein landesherrschaftliches Erbzinsgut der Braun, die sie 1766 nach der neuesten vorteilhaftesten Einrichtung neu anlegen und Kanonen- und Musketenpulver darauf verfertigen lassen. Den Dorfzehnten haben die von Schulte 1350 an das Kloster Lüne für 480 mk verkauft.

37. Moor, theilt sich in Groß-Moor, Klein-Moor, Friesenwerder-Moor und Gut-Moor, worin 57 pflichtige Hausstellen und ein adelich freier landtagsfähiger Hof, dem die Gerichtsbarkeit über seine Gutsleute anklebt (Hinweis: Kanzlershof).

38. Friesenwerder, worin 2 Hausstellen.

An das Amt mußte der Zehende gegeben werden (der Zehnte, 10%). So…

„18. Die Mohrleute geben von mehrenteils Lande einen gewissen Erbzins, von teils Lande aber den Zehenden ans Amt, wie suo loco bei jedem notieret.“

Schauen wir das Harburger Erbregister von 1667 an, um uns ein wenig in die damalige Zeit zu versetzen, anhand von Maßen und Gewichten. Danach waren Elle (= 2 Fuß = 24 Zoll = 0,584 m) und Pfund geläufig. Doch bei den Getreidemaßen, den Himten, gab es das Harburger, Buxtehuder, Hittfelder, Lüneburger, Rotenburger und Soltauer Maß; jedes umfaßte eine andere Menge. Der hannoversche Himten war ein Hohlmaß, welches faßte:

            Roggen = 22,734 kg,    

            Weizen = 23,906 kg,          entnommen S. 182/183

            Gerste = 19,688 kg,          Fleestedt, Das Dorf am Höpen

            Hafer  = 13,941 kg.          von Max Truels.

Weitere Gewichte waren ein Scheffel = 2 Himten. Eine Wispel umfaßte 18 Scheffel oder 36 Himten und eine Tonne wog 101,14 kg.

Der Hannoversche oder Calenberger Morgen in Marsch und Moor wurde durchweg zu 120 (Quadrat-)Ruten gerechnet. Er umfaßte 2.621 m². Eine Ruthe umfaßte 16 Fuß und war 4,6735 m lang.

Auf der Geest rechnete man mit Stücken und Himten-Einfall (Einsaat Roggen je Himten = etwa 1/2 Morgen Fläche). Dann gab es die Größe Fuder Heuwachs für das Wiesen- und Weideland; in der Marsch wurde das Fuder zu 2/3 Morgen oder 80 (Quadrat-)Ruten gerechnet.

Seit dem Mittelalter rechnete man hier nach der in Hamburg, Lübeck und Lüneburg üblichen lübschen Währung. Auf die lüb. Mark, die 1667 mit 1/3 Taler bewertet wurde, gingen 16 Schillinge zu je 12 Pfennigen. Später kamen hinzu der gute Groschen (zu 12 Pfennigen oder 1 1/2 Mariengroschen oder 2 Schillingen) und Mariengroschen (zu 8 Pfennigen). Es gab 2 Sorten von Pfennigen, leichte nach der Schillingrechnung und schwere nach der Groschenrechnung, Verhältnis 3 : 2. So wurde auch von Leichtgeld und schwerem Geld gesprochen. Fehlt eine Angabe, ist stets leichtes oder lübsches Geld gemeint.

Vor 1866 zusammengefaßt:

            1 Thaler = 32 Schilling (Sch)

                      = 16 lübsche Doppelschillinge

                      = 36 Mariengroschen (Mgr)

                      = 24 Gutegroschen (Ggr)

            1 Mariengroschen = 8 Pfennig

            1 Gutegroschen          = 12 Pfennig

            1 Reichsthaler (Rtl) = 3 Mark = 48 Schilling = 576 Pfennig

            1 Mark = 16 Schilling.

nach 1866 bis zur Einführung der Mark-Währung:

            1 Reichsthaler = 30 Silbergroschen (Sgr) = 300 Pfennig.

Preisvergleich in Lüneburg 1757:

            1 Himten rauher Hafer = 18 Gr, 1 Fuder Heu = 2 T, 1

            Fuder Stroh = 1 T, 1 Pfund Brot = 6 Pfennig,

            1 Himten gelbe Wurzeln = 4 Gr 4 Pf, 1 Himten Kartof-

            feln 12 Gr, 1 Holzaxt = 18 Gr, 1 Bettlaken = 24 Gr,

            1 kleines Bettlaken = 12 Gr, 1 Mannshemd = 18 Gr,

            1 Pferd = 28 T, 1 Rind = 5 T, 1 Hammel = 1 T,

            1 Gans = 6 Gr, 1 Huhn = 4 Gr 4 Pf, 1 Pfund Butter,

            Speck  oder Schinken = 4 Gr 4 Pf, 1 Quartier = 0,95

            Liter Branntwein = 8 Gr 2 Pf.

Friesenwerder-Moor

Es liegt nahe, den Namen abzuleiten von Friesen, den Friesen, die vielleicht bei der Entwässerung des Landes das Grabensystem planten, das man noch recht deutlich auf unseren Landkarten entdecken kann.

Im Brockhaus steht über „Werder, Wärder, Wert(h), Wört(h) (althochdeutsch warid),der“ folgendes: „Name für eine Flußinsel (z.B. Nonnenwerth und Oberwerth im Rhein), auch für zwischen Flüssen und stehenden Gewässern gelegenes Land (z.B. Billwärder und Ochsenwärder bei Hamburg) sowie für eingedeichtes oder aus einem Sumpf trockengelegtes und urbar gemachtes Land (z.B. Bremer Werder, Danziger Werder); erscheint oft in Ortsnamen (Kaisers- werth, Donauwörth)“.

Die Chronik der Gemeinde Seevetal sagt dazu folgendes aus:

Gemeindechronik ???

Zum Amt Haarburg waren 1678 Dörfer hinzugekommen, die z.T. erst später aus Vorwerken entstanden (wie Hörsten), auf kultiviertem Moorboden gegründet wurden und daher 1450 noch nicht erfaßt waren. Zu ihnen zählte Mohr = Moor.

Bei Übernahme des Fürstentums Harburg durch den Vater von Otto II  war (nach Angaben des Fürstlichen Hauses Harburg von 1721) „der Friesenwerder, Neuland und Hörsten ein Morast“.

1721 wird vom Fürstlichen Haus Harburg berichtet, daß Otto II die Verhältnisse im Moor „hartnäckig und zielbewußt planmäßig verbesserte“.

Friesenwerdermoor wurde von Herzog Wilhelm gegründet. Friesenwerdermoor wurde erst 1755 genannt.

Meckelfelder Bauern mußten Hand- und Spanndienste leisten. Dadurch erwarben sie sich Rechte an dem kultivierten Land. Die angelegten Wege zur „Trift und zum Wege“ waren der Seevedamm, Rehmendamm, Brookdamm (Bruchdamm), Giebelortsdamm und kleinere Zu- fahrten. Noch um 1800 waren sie trotz unsäglicher Arbeit „bei nasser Witterung teilweise nicht zu passieren“ (Dieses war meiner Erinnerung nach noch bis 1959 bei schlechtem Wetter am Brookdamm der Fall. Erst nach Pflasterung im Jahre 1959 besserte sich die- ses). Die ständige Befestigung dieser Zufahrten mit Kies, Schutt, Sand und Buschwerk oblag anteilmäßig den Besitzern der angrenzenden Moorstücke. Den Brookdamm mußten Meckelfelder und Wilstorfer Anlieger je zur halben Dammbreite erhalten, und sämtliche Moor-Interessenten besaßen „Deichfladen“ des Seevekanals zur Unterhaltung (Mein Vater machte dieses auch noch in den 50er Jahren, er hatte dort das Gras zu mähen. Als kleiner Junge sah ich ihm dabei zu.). Auch waren die Moor-Interessenten verpflichtet, anteilmäßig die Entwässerungsgräben auszuheben sowie bestimmte Siele und Schleusen in Ordnung zu halten bzw. zu erneuern (Grabenziehen war die Winterbeschäftigung, am besten bei klarem Wetter und nicht zu tiefen Temperatueren (wg. des Eises). Beim Grabenziehen habe ich als Junge meinem Vater auch geholfen. Alle Anlagen des Moores wurden jährlich vom „Deichgeschworenen“ überprüft und waren für diese Kontrolle „in schaufreien Zustand“ zu setzen.

Französische Steuerlisten aus 1810 befinden sich als Kopie bei Lisa Heßmer. Im Staatsarchiv befinden sich Protokolle des Hittfelder Landgerichts aus dem 17. Jahrhundert.

Weitere Quellen:

Landkreis Harburg, Kreisarchiv

Hauptstaatsarchiv Hannover

Gemeinde Seevetal, Gemeindearchiv, Herr Kulling.

Die Friesenwerdermoorer Höfe bekamen ihre Hausnummern nach deren Entstehung. Der zuerst entstandene Hof bekam die Hausnummer 1, der nächste die 2 u.s.w.

Mein Vater hat auf einer Karte die Höfe eingezeichnet. Es sind:

Nr.   Name                         Hofname                                                                     

1     Heinrich Flügge         Fresenwaar

2     Otto Schmaljohann       nicht bekannt

3     Heino Witt              Albers

4?    Schlimme ?              nicht bekannt

5     August Bohlmann         Jürgens

6     Hein Weseloh                 Webers

7?    (zwischen Flügges und Beckedorfs am Friesenweg)

8     Günther Beckedorf       Baddels

9     Heinrich Meyer               Pony-Meyer

10    Henry Beckedorf         nicht bekannt

11    Werner Keller                nicht bekannt

12    Adolf Hentschel         nicht bekannt

13    Heinrich Weseloh        Kükenköpers Schachtmeisters

14    Hans Heinrich Landsiedel     Bohlmanns

15    Wilhelm Beckedorf       Heiens

16    Helmut Hentschel        nicht bekannt

17    Helmut Lührs                 Bürs oder Börs

18    Eggers Haus

19    Heinrich Kröger         Schnieders

20    Bernhard Thies / Haut / Nindorf    nicht bekannt

21?   neben Lührs                  nicht bekannt

Diese Hausnummern blieben bis in die 60er Jahre bestehen. Dann wurden sie durch die Gemeinde Meckelfeld und später noch einmal durch die Gemeinde Seevetal verändert.

Sturmfluten und anderes

1825 soll bei der Sturmflut das Wasser etwa halb hoch in der alten Kate gestanden haben.

Birken am Brookdamm gepflanzt: 1928

Elektrischer Strom gelegt: 1934 ?

Flugzeug bei den Bombardements Hamburgs abgeschossen: 1943

Brookdamm befestigt (vorher jämmerlicher Zustand): 1959.

Bohrturm am Brookdamm zwischen uns und Beckedorfs auf Meyers und Freudenbergs Land: 1959

Hinweis auf meinen Aufsatz über die Sturmflut 1962.

Radio

Das erste Radio in Friesenwerdermoor, betrieben durch Anodenbatterie und Akkus hatte der alte Herr Thies am Rehmendamm (das Haus gegenüber von Kellers, in dem die Tochter von Tante Minni Landsiedel, Rita, mit ihrem Mann und Sohn wohnt) etwa im Jahre 1927. Das zweite hatte Otto Meyer, ein Onkel von Heinrich Meyer, der ohnehin für Technik viel im Sinn hatte. Zuvor gab es Detektorapparate mit der Kristalldiode und Kopfhörern.

Das Radio, an das ich mich erinnern kann, stand in unserer Küche auf einem angestrichenen Blechregal. Die Sportreportagen und Nachrichten waren für meinen Vater wichtig, wir Kinder mußten dann still sein. 1957 kaufte sich mein Vater vom Kriegsge- fangenengeld eine Musiktruhe mit Radio, das immerhin UKW hatte, mit der damals besten Klangqualität. Beide Sachen stehen bei Ingrid. Die erste Schallplatte war: Tulpen aus Amsterdam. Mein Vater hatte eine Reihe von Schallplatten und diese lösten zunächst teilweise, so 1959 auf der Hochzeit von Tante Magda mit Helmut Lindackers, die Ziehharmonika ab. Aber nur teilweise, denn eine Polonaise mit Radio unterm Arm um den Hof herum und auf der Straße entlang, das ging damals noch nicht. Übrigens: Ziehharmonika spielte Onkel Oddi! Ingrid und ich beschenkten unsere Eltern denn auch teilweise mit Schallplatten.

Fernseher

Vor 1960 gab es nur 2 Fernseher am Brookdamm: einen bei Magda Peters und einen bei Schmaljohanns. Wenn das Ohnsorg-Theater gesendet wurde, traf sich fast der ganze Brookdamm (Landsiedels, wir, Tante Magda, Beckedorfs, Meyers) um etwa 20.00 Uhr oder früher bei Peters. Die Stube war dann voll; die Kinder saßen dann auf dem Fußboden. Dann wurde der Rest der Nordschau, die Tagesschau und das Ohnsorg-Theater geguckt. Dabei wurden viele Informationen ausgetauscht.

Nach und nach bekamen aber alle Haushalte eigene Fernseher, so auch wir im Jahre 1960, aber schwarz-weiß! Welche Familie einen Fernseher hatte, war deutlich an den außen am Dach angebrachten Fernsehantennen zu erkennen, eine für das erste Programm und eine für das zweite. Denn damals war die Sendeleistung der Fernsehsender nicht so stark, so daß man nicht ohne weiteres die Antennen unter Dach anbringen konnte. An Satelliten war – außer an den Sputnik – nicht zu denken. Unseren Fernseher bekamen wir vom Radiohändler Kienitz an der Rönneburger Straße. Der zigarrenauchende Mann reparierte auch einige Male den Fernseher.

Spazierengehen und Spiele auf dem Brookdamm

Eng verbunden mit dem Auftreten des Fernsehers war das Zurückgehen derabendlichen Spaziergänge auf dem Brookdamm, das Sitzen auf den Milchböcken, wenn die Sommernebel aus den Gräben aufstiegen, um einen weißen Schleier über den flachen Wiesen zu bilden, und die Sonne in sie hineintauchte, und das Federballspielen von jung und alt. Damals hat man einfach mehr zusammen gesprochen und sich mehr Zeit füreinander genommen.

Pulvermühle

Der Name Pulvermühle ist leicht zu deuten, stand an dem Ort doch die so benannte Mühle. Siehe auch Ziffer 3.5 dieser Chronik.

Im Staatsarchiv Hamburg folgende Unterlagen:

Dr. Klaus Richter, Abc- Straße 19a, 2000 HH 36, Tel.: 3681-1848 bzw. 9.31.1848.

In Meckelfeld erinnert der Name eines Ortsteiles an den Dreißigjährigen Krieg: Pulvermühle. 1625 wollten zwei jüdische „Pulvermakers“ Abraham Marcus und Moyses Marburgs den unermüdlichen Fleiß des Mühlenbaches nutzen und eine Mühle errichten. Wegen der kriegsbedingten starken Nachfrage nach Schießpulver baten sie im Harburger Schloß für das „zulessig gewerb“ der Pulverbereitung mittels einer Mühle an dem zu stauenden Bach um „gnedige Concession“ und erhielten sie. Das Geschäft lohnte sich! Die Meckelfelder Pulvermühle lieferte dem hannoverschen Heer ein Großteil des benötigten Pulvers. Sie bestand bis um 1800.

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