Bis tief ins Mittelalter führten die Menschen auf dem Lande nur einen einzigen Namen, -den Vornamen. Der reiche Bestand an verschiedenen Namen genügte angesichts der geringen Anzahl der Dorfbewohner zur Unterscheidung der Personen. Etwa um 1200 geht die Auswahl an Rufnamen spürbar zurück, was zur Häufung einzelner, viel verwendeter Namen und damit zur leichten Verwechselbarkeit ihrer Träger führt. Da auch Variationen bestimmter Vornamen (wie Hans, Hänsli, Hänsel, Kleinhans, Langhans, Junghans u.a.) nur begrenzt helfen, wird dem Vornamen eine nähere Bezeichnung hinzugefügt, die an ihm haften bleibt und ihn unmissverständlich von Trägern des gleichen Vornamens unterscheidet. Aus diesem Bei-oder Zunamen entstand der Geschlechtsname; aber erst die Rechtsverhältnisse (wie Steueranlagen, Kaufverträge, Güterverzeichnisse etc.) im Mittelalter sorgten für die feste Verbindung der Person mit dem Familiennamen, um ihre Identität zu sichern.
Zur Entstehung unseres Familiennamens zitiere ich aus der Festschrift der Firma Weseloh in Winsen:
„Bis in die graue Vorzeit zurück reichen die Zeugen menschlicher Ansiedlungen in der Lüneburger Heide. Aber erst mit dem Vordringen des Christentums, mit der Errichtung von Kirchen und Klöstern bleiben auch Dokumente der Nachwelt erhalten, die wichtige Hinweise auf die Bewohner des Landes und damit auf familiengeschichtliche Zusammenhänge ermöglichen.
Von besonderem Interesse für die WESELOHS ist die Feststellung des Chronisten, daß es sich bei diesem Namen zunächst um einen Herkunftsnamen handelt, der auf das Dorf Wesseloh im Kirchspiel Schneverdingen hinweist:
WESE = Wiese
LOH = Hain/Wald.
Wesseloh war also eine Wiesenwald-Siedlung, der man diesen Namen vor vielen hundert Jahren gab. Die Menschen, die aus Wesseloh kamen, nannte man die
WESSELOHS oder WESELOHS.
Auf der Suche nach alten Dokumenten, die auf den Ortsnamen hinweisen, stieß man im Staatsarchiv Hannover auf eine Urkunde aus dem Jahre 1400. Darin heißt es:
Am Montag nach dem Sonntag Palmarum des Jahres 1400, am 12. April, verkaufen Bertold von Hohnhorst und sein Sohn Hermann neben einem Hof in Havekeslo ihre 2 Höfe in WESELO an die Herzöge Bernhard und Heinrich für 30 Mark „myt Holte vnd Velde, vnt Waßer vnt Weyde vnt myt aller tobehorige wo men de benomen mach vor dertich marck pennings de se uns to dancke vnt wol betalet hobben.“
Die ersten Träger des Familiennamens WESELOH wurden ebenfalls im niedersächsischen Staatsarchiv in Hannover ermittelt, wo man auf die ältesten zuverlässigen Namensregister für die in Frage kommenden Dörfer stieß. Sie stammen aus dem 16. Jahrhundert und beinhalten Schatzbeschreibungen im Bistum Verden aus den Jahren 1553 und 1567. Hier taucht der Name WESELOH – Weßelo erstmals auf.
In Vahlde lebte nachweisbar auf einem Vollhofe von 1553 – 1567 Hanß WESSELO. Der Name dieses Hofes „SLOOSZ“ ist ihm bis heute erhalten geblieben. Entstanden ist er aus der Abkürzung „WESSLOHS“ gleich SLOOSS. Über 400 Jahre bis in die Zeit nach dem 2. Weltkrieg waren Träger des Namens WESELOH auf diesem SLOOSS-Hof in Vahlde im Kirchspiel Scheeßel seßhaft. Gewissenhafte Nachforschungen haben ergeben, daß die Ahnenreihe auch der Winsener Familie WESELOH auf die Bewohner des SLOOSS Hofes in Vahlde zurückzuführen ist. Nicht häufig wird es gelingen, Herkunft einer Familie und ihres Namens so klar nachzuweisen. Daß es möglich war, ist dem Umstand zuzuschreiben, daß die WESELOHs ihrer Heimat über Jahrhunderte hinweg treu geblieben sind.
Unzählige Generationen waren also als Bauern im niedersächsischen Raum seßhaft geworden. Solange sie ihr Dorf WESSELOH nicht verließen, trat der Familienname nicht in Erscheinung, man führte nur einen Rufnamen. Erst beim Verlassen der engeren Heimat – wobei es sich meistens um 2. und 3. Söhne u.s.w. handelte, die durch Erbschaft, Einheirat, Belohnung oder Neusiedlung in benachbarte Dörfer oder in neu zu besiedelnde Gebiete abwanderten – wurden sie WESSELOHS oder WESELOHS genannt; die aus WESSELOH stammten.
In mühseliger, zäher Arbeit wurde von ihnen dem Boden das Lebensnotwendige abgerungen. Die Viehwirtschaft hatte zunächst den Vorrang. Die genügsamen Heidschnucken bildeten eine wichtige Existenzgrundlage und auch die Imkerei wurde mit Fleiß betrieben. – Die Kargheit des Heidebodens glossierten die WESELOHS häufig mit der Bemerkung: „Du kannst in Weßloh mit Peer vörn Wagen wennen, ahnen een eenzigen Kuurnhalm ümtobögen.“ Die wesentlichen Merkmale der Bewohner dieses einsamen Heidedorfes waren zugleich ihre Tugenden: Sie waren sparsam, anspruchslos und bescheiden. Die Treue zum christlichen Glauben, zur Kirche und zur Heimat beherrschte das Denken der Heidjer durch alle Generationen und viele Jahrhunderte.“
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Ob nun unsere Familie – so wie oben die Winsener Linie der WESELOHs – auch sich auf diese Stämme zurückführen lassen, ist noch offen. Zur Zeit verweisen meine Erkundungen zunächst nur auf Pulvermühle.